The Apple Way?! Und alles wird bunter dank Cyanogen, Jolla, Microsoft, Google, Samsung… ?

Apple macht es seit Jahren: Sie verkaufen Hardware und Software gemeinsam. Früher, als iPods, Smartphones und Tabletts noch niemand kannte, waren sie damit wenig erfolgreich. Das System PC funktionierte besser. Man konnte sich seinen PC selber zusammenbauen, ein Komplett-Angebot aus dem Technikmarkt kaufen und irgendwie bekam man Windows darauf installiert und alles war gut. Die waghalsigen Nutzer griffen zu Linux, aber wer die einzelnen Bauteile herstellte, war meistens recht egal. Hauptsache sie passten einigermaßen zusammen. Neben der auf Offenheit eingeschworenen Linux-Community gab es noch die reichen Designer, Filmschnitt-Typen und Profi-Fotografen. Die brauchten für ihr hippes Kreativzeug diese sündteuren Macintosh-Computer. Mit diesem Weltbild der Computerlandschaft wuchs ich auf. Und schmierte schon recht schnell meine eigene Silberpaste zwischen CPU und Lüfter.

Aus einem Guss

Und dann kam Apple. Sie machen immer noch Software und Hardware zusammen (auch wenn man mittlerweile Windows auf Macs installieren kann). Auf den Erfolgsschlagern iPod, iPhone und iPad gibt es aber keine alternativen Betriebssysteme. Selbst für kleine Änderungen in Nähe der Systemebene oder in Bereichen, die Apple nicht wünscht, braucht man einen Jailbreak. Also ein zusätzliches Programm, das eine bislang nicht gefixte Sicherheitslücke ausnutzt. Das ist ein hoher Aufwand, den man beim aktuell größten Konkurrenten Android einfach nicht benötigt. Da ist schon viel mehr dem gewöhnlichen Benutzer erlaubt.

Ein iPhone 4S aufgemacht
Ein iPhone 4S aufgemacht

Und wird immer mehr sichtbar, dass viele Hersteller nun den Apple Weg gehen: Hard- und Software vom gleichen Hersteller. Tim Cook, CEO von Apple, sieht dieses Phänomen auch, wie er in einem Interview mit Bloomberg Businessweek erzählte. Natürlich pries er die aktuellen Apple-Produkte und diesen Weg Apples, den die Firma ja seit ihrer Gründung gegangen ist. Und der das Unternehmen auch kurz vor die Pleite trieb. Nach iPod, iPhone und iPad aber ist Apple nun eines der finanziell erfolgreichsten Unternehmen.

Über den Tellerrand

Nun folgen andere Unternehmen. Auf die ein oder andere Art und Weise. So kaufte Google die Handysparte von Motorola, wohl das Urgestein der Handygeschichte. Aber nicht nur der Software-Hersteller von Android schaut sich um, auch Samsung, größter Android-Smartphone-Hersteller, schaut sich um. Auf der Suche nach Software-Alternativen wird schon seit einiger Zeit über Tizen spekuliert. Das könnte nicht nur auf Samsung-Phones laufen, sondern auch auf der kompletten Reihe anderer Elektronik-Produkte. Sicherlich sind es nicht nur Kühlschränke sondern auch und vor allem Fernseher, wo ein umfassendes Tizen-System optimal sein könnte (Links: 1, 2, 3, 4). Und vor einigen Tagen überraschte das alternative Android-ROM CyanogenMod mit der Nachricht, nun eine Firma gegründet zu haben. Und kurz danach folgten Meldungen, dass der Hardware-Hersteller Oppo ein Smartphone mit CyanogenMod vorstellen wird. Und in Finnland schicken sich ehemalige Nokia-Mitarbeiter unter dem Firmennamen Jolla an, ein eigenes Smartphone mit eigenem Betriebssystem (Sailfish) herauszubringen. Und schließlich wurde Nokia (bzw. dessen Handysparte) von Microsoft gekauft. Denn die ersten Gehversuche von Microsoft mit Windows Phone und den eigenen Tabletts kann man wohl berechtigt als Misserfolge bezeichnen. Ähnlich wie Blackberry, die gerade kurz zwischen dem Ausverkauf, der Pleite oder der Aufgabe des Geschäftsbereich liegen.

Das neue Smartphone wird…

Gerade mit Android gibt es eine Vielzahl von Smartphones. Von einer großen Zahl an Herstellern wird eine Masse an unterschiedlichen Smartphones mit den unterschiedlichsten Features, (Display-) Größen und Preisen herausgebracht (Beispiel Samsung). Trotz dieser Vielfalt pendeln sich gewisse Größen und vor allem gewisse Designgrundsätze ein. Lautsprecher-Wippe linksseitig oben, Powerknopf rechts oben oder rechtsseitig oben, Homebutton unten in der Mitte etc. Ausnahmen gibt es selten wie z.B. das LG G2, das Lautsprecher-Wippe und Powerknopf auf der Rückseite hat. Und Nokias Lumia-Reihe, die mit bunten Gehäusen einen Trend einläuteten, dem einige andere Hersteller auch nachkamen. Wie das Moto X aus dem Hause Motorola/Google, das aber auch etwas anderes zeigt:

Die Software machts… bald?!

Samsung pumpt seit einiger Zeit seine neuen Highen-Modelle mit Software-Features voll. Airview und Multi-Window sind wohl die bekanntesten Features. Aber auch das Moto X bietet etwas Spannendes: Er sperrt immer seine Lauscher auf und reagiert dann auf Sprachkommandos seiner Besitzerin.
Die Hardware tritt immer weiter in den Hintergrund. Schließlich reicht die Leistung der meisten Smartphones für ein einigermaßen flüssiges Benutzererlebnis. Und damit der Akku noch einigermaßen reicht, die Optimierungen nicht zu aufwendig und die Features vernünftig funktionieren können, ist eigene Hardware vorteilhaft. Auch um sich besser von den Konkurrenten zu differenzieren, ist ein selbst gebautes Smartphone vorteilhaft. Bislang gelang es nur Apple und Nokia mit seinen Kamera-Smartphones, sich von den Mitbewerbern abzusetzen. Und dabei war nur Apple erfolgreich, während Nokia mit einem unbedeutenden Ökosystem (Apps etc.) von Microsoft herumschlagen musste.

Eine eigene Hardware bedeutet also eine Erleichterung der Softwareentwicklung für das Produkt. Und diese Features werden in Zukunft zum wichtigen Alleinstellungsmerkmal. Und mit einem eigenen Ökosystem aus Apps, Musik, Filmen, Büchern usw. wartet auch noch Gewinn. Die berühmten 30% in den mobilen Stores sind recht gut verdientes Geld, darauf baut Amazon mit seinem Kindle Fire Tablett.

Bunt! Wie das neue Apple iPhone 5C?!?

Bunt und vielfältiger wird also der Smartphone-Markt werden. Und mittelfristig werden die unterschiedlichen Anbieter wohl ein eigenes Image entwickeln werden. Hauptsächlich im mittel- und hochpreisigen Segment wahrscheinlich. Nokia machte es mit seiner Lumina-Reihe und ist schon recht bekannt für seine gute Kamera-Ausstattung in den Smartphones. Ob Microsoft diesen Weg nach der Übernahme von Nokia weitergehen wird? Oder sich eher als Business-Smartphone positionieren wird? Schließlich wäre mit Blackberry ein Konkurrent in diesem Bereich fast schon ausgeschaltet. Oder wird es doch eher den Weg in den Consumer-Bereich gehen? Vielleicht mit enger Anbindung an die Spielekonsole XBox aus dem eigenen Haus? Google scheint Motorola-Smartphones auf den Weg des permanenten persönlichen Assistenten bringen zu wollen. Ein Wort und schon kommt die Wegbeschreibung zum nächsten Restaurant, die Google Now schon vorher herausgesucht hat, schließlich macht man das jeden Dienstagabend so. Und wo wird sich Samsung positionieren? Ein Smartphone für das smarte Home, indem der Kühlschrank auf dem Heimweg Bescheid gibt, dass es nichts zu essen gibt. Und nach dem Einkaufen lädt der Fernseher schon die aktuelle Folge des Koch-Podcasts, aus dem die Zutatenliste extrahiert wurde?!

Wir dürfen also eine spannende Differenzierung erwarten. Und der kleinste Teil davon wird ein buntes Gehäuse sein.