Hanna Schmitz ist schuldig!

Das Buch „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink ist 1995 erschienen, wurde in 37 Sprachen übersetzt und war lange Zeit auf den Bestseller-Listen zu finden. Die Geschichte dreht sich um den fünfzehnjährigen Michael Berg, der eine Affäre mit der deutlichen älteren Hanna Schmitz hat. Die Affäre endet und Michael Berg sieht seine Liebe im Gerichtssaal wieder, wo Hanna wegen ihrer Aufsehertätigkeit in einem Außenlager des KZ Auschwitz angeklagt ist. Sie ist Analphabetin und lernt erst in ihrer späteren Gefängniszeit das Lesen und Schreiben.

Das Buch liefert einen Einstieg in die NS-Zeit, der aus der Täterperspektive geschildert wird. Nämlich durch die KZ-Aufseherin Hanna Schmitz oder genauer gesagt durch Michael Bergs Beobachtung von Hanna und ihrem Prozeß. Da das Buch fast durchgängig die Täterperspektive beschreibt und erst am Ende die Opfer zu Wort kommen läßt, fällt mein Urteil über Hanna recht rigide aus. Wir sollten in der Schule ein Urteil über Hanna schreiben, was ich nun den Weiten des World Wide Web übergebe.

Schuldig

Hanna Schmitz wird hiermit schuldig gesprochen des mehrfachen Mordes, der mehrfachen Beihilfe zum Mord und der mehrfachen unterlassenen Hilfeleistung. Bewährung oder Strafmilderung sind auf sie nicht anzuwenden.

Hanna Schmitz war Mitglied der verbrecherischen Organisation Schutzstaffel (SS) in den Jahren 1943 bis 1945. Sie meldete sich freiwillig ohne zwingende Gründe (s. S. 91) und erfüllte ihren Dienst nach eigenen Angaben gewissenhaft (s. S. 106). Niemals war erkennbar, dass sie sich gegen die Massenmorde einsetzte oder diese auch nur hinterfragte. Im Gegenteil nutzte sie ihre Machtposition gewissenlos aus, um Menschen, die von ihrem Analphabetismus Kenntnis hatten, ermorden zu lassen (s. S. 111 & S. 127).
Hanna Schmitz war Aufseherin in einem Konzentrationslager und wählte regelmäßig Menschen zur planmäßigen Vernichtung mit anderen Aufseherinnen aus (s. S. 116). Auch wenn sie nach bisherigem Kenntnisstand die Morde nie selber vollbrachte, war ihr und den anderen Aufseherinnen immer bekannt, dass eine Selektion aus ihrem kleinen Lager heraus immer das Todesurteil für die ausgesuchten Menschen brachte.
Sie beteiligte sich rücksichtslos nach Auflösung des Lagers in Krakau an der Durchführung eines Todesmarsches, dessen einziger Zweck die kostengünstige und sichere Ermordung der restlichen Gefangenen war. So waren schon nach einer Woche die Hälfte aller Gefangenen tot; spätestens dann war allgemein der Charakter dieses Marsches bekannt (s. S. 116). Sie machte sich zudem schuldig der Unterlassenen Hilfeleistung als sie einer Bombennacht 1945 unzählige Kinder und Frauen einer brennenden Kirche eingesperrt lies und ihnen nicht das Überleben durch simples Aufschließen der Türen ermöglichte.

Die Moralvorstellungen, die die Angeklagte zur Schau stellt, waren und sind nur davon geprägt, ihren Analphabetismus zu Verbergen. Dieses Verbergen ist ihr so wichtig, dass sie regelmäßig Menschen ermorden lies, die davon wussten. Dieses Vorgehen zieht sich in unterschiedlicher Stärke durch ihr gesamtes bisheriges Leben. Auch wenn es unangenehm und beruflich sicherlich nicht fördernd ist Analphabetin zu sein, wäre ein Bekennen zu ihrem Analphabetismus möglich gewesen. Sie bewies durch ihre Arbeit bei Siemens, dass sie ihren Beruf dort zur vollsten Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten ausführte. Ein Bekenntnis hätte sie sicherlich von der vorgeschlagenen Beförderung weggebracht, aber nicht ihre Lebensgrundlage entzogen. Sie hätte Fördermöglichkeiten suchen können und wäre so nicht zu einer willfährigen Vollstreckerin eines millionenfachen geplanten Mordes geworden.

Da die Angeklagte nicht in der Lage ist Menschenrechte zu erkennen bzw. höher zu werten als ihre Scham Nicht-Lesen zu können, ist sie eine Gefahr für jegliche Gesellschaft und hat nicht den Anspruch auf Bewährung. Anspruch hat sie allerdings auf das Menschenrecht der Bildung, die ihr im Strafvollzug gegeben werden muss.

  1. Wie fandest Du das Buch eigentlich, auch in Bezug auf die Perspektive des Erzaehlens und des „erlebt habens“?

    Dieser Kommentar entstammt meinem alten Blog und wurde hierher nachträglich übertragen.

  2. Die Erzählperspektive, also Michael Berg beschreibt seine Lebensgeschichte – manchmal taucht er in die beschriebene Situation ein und dann wechselt er wieder zu den Erinnerungen des 50jährigen Michael, bringt Abwechslung beim Lesen. Auch die Sprache ist klar und einfach, sodass das Buch gut zu lesen ist.
    Insgesamt find ich den Stil einfach und sicherlich nicht innovativ. Das macht aber nichts, denn das Entscheidende ist der Inhalt des Buches. Und hier setzt meine grundlegende Kritik an. Die Tragweite des Verbrechens, an dem sich die Geliebte des Erzählers beteiligte, wird in diesem Buch nicht deutlich.
    Im Unterricht stand der Analphabetismus Hannas bislang im Vordergrund und eine qualifizierte (!) Beschäftigung mit der NS-Zeit fehlte. Deshalb fällte ich auch ein so deutliches Urteil mit dem ich (hoffentlich) die Tragweite von Hanna Schmitz‘ Handeln darstellte.

    Dieser Kommentar entstammt meinem alten Blog und wurde hier nachträglich übertragen.

  3. Auch mir hat das Buch sehr gut gefallen und wir beschäftigen uns gerade in Deutsch damit. Im Moment ist es meine Aufgabe den Charakter der Hanna zu beschreiben, was mir nicht ganz einfach fällt, da ich ihn sehr vielschichtig finde. Einerseits hat sie sich natürlich schuldig gemacht, doch eine Spur von Mitleid entsteht trotzdem in irgendeiner weise, da ihr ganzes Leben ziemlich tragisch ist. Sie eindeutig zu charakterisieren scheint mir fast unmöglich….

  4. Hi Anne,

    ich bin von dem Buch nicht wirklich hundertprozentig begeistert, wie mein zweiter Artikel dazu zeigt.
    Nichtsdestotrotz zeigt gerade die Figur der Hanna Schmitz eine interessante Entwicklung im Buch. Vielleicht sogar eine gegenteilige als Michael Berg sie vollzieht …

  5. Vielen Dank für dieses Artikel!
    Es hilft mir sehr ein Pladoyer aus der Sich der Staatsanwaltschaft zu schreiben! nochmals vielen herzlichen dank!!

  6. Danke für den lieben Kommentar. Hanna Schmitz ist eine durchaus diskussionswürdige Figur — wie das gesamte Buch auch …

  7. Ich finde auch, dass Hanna ein wirklich tiefgründiger Charakter ist. Im Gegensatz zu Michael. Während des Lesen entwickelt man regelrechte Abneigung (fast sogar Hass) gegen ihn. Und ich kann mir noch nicht mal wirklich erklären, warum. Wahrscheinlich ist es diese, wie ich fand, leicht abwertende Erzählart.
    Wie auch immer… Hanna ist weitaus durchdachter und definitiv Oscar-worthy. Wenn Kate Winslet, wie gewohnt, großartig in ihrer Rolle aufgeht, ist das ne sichere Sache für sie.

  8. Oh Gott, der Vorleser wird nicht etwa verfilmt?! Das wird aber schwierig sein, Hanna Schmitz umzusetzen. Sie ist ja nicht nur Analphabetin und Geliebte sondern auch Mörderin. Das wird eine schwierige Filmaufgabe …
    Ich finde Michael gerade so herrlich erfrischend realistisch und widersprüchlich. Schließlich muss er damit klar kommen, eine Mörderin zu lieben.
    Die Verfilmung des Vorlesers kann spannend werden oder auch nur mehr oder weniger billige Hollywood-Klitsche.

  9. Ich vermute der Film wird nicht so großartig, obwohl er ein Dezember-Release hat. Aber Kate Winslet wird für diese Rolle sicher die Anerkennung bekommen, die sie schon seit langem hätte kriegen sollen.(Damit mein ich natürlich einen Oscar)
    Vielleicht irre ich mich auch mit dem Film. Vielleicht wird er ja sogar ganz gut, wer weiß das schon…

  10. In dem Urteil heißt es, dass sie schuldig sei, weil sie mehrere Leute (Kinder) in den Tod geschickt hatte, nur um ihren analphabetismus zu verdecken.

    Komisch mir ist das gar nicht aufgefallen. Ich habe das immer anders gesehen. Meiner Überzeugung nach, wusste Hanna, das Judische Menschen (in dem Fall die Vorleser) keine Chancen mehr haben. Sie würden so oder so sterben. Und ein normales Leben würden sie nie mehr erleben. So beschloss sie (so wie Michael es einmal erwähnte) den Vorleserinen die letzte Zeit zu erleichtern. Und diese Ansicht hat mich in ihr so faszeniert.

    Überhaupt konnte ich während ich das Buch las Hanna richtig lieb gewinnen. Und als ich von der Tragig auf Seite 191 erfuhr, musste ich die ersten 2 Zeilen immer neu und neu lesen. Immer und immer wieder. Als wollte ich eine Tatsache nicht glauben und nicht wahrhaben. Es tat mir sogar richtig weh von ihr Abschied zu nehmen. So als bekäme ich einen Schlag auf den Hinterkopf.

    Ach ja habt ihr ne Idee, warum sie sich für den Tod entschieden haben könnte? Ich will meine nicht preisgeben, da sonst womöglich eure Meinung beeinflusst wird.

  11. Ohne jetzt explizit eine Stelle nennen zu können, meine ich mich zu erinnern, dass eben die Vorleserinnen von Hanna Schmitz schneller bzw. „vorzeitiger“ ermordet wurden.
    Und ich las jedenfalls als Begründung die Entdeckung ihres (also Hannas) Analphabetismus.

    Hanna Schmitz wird in dem Buch nicht als die „simple Schlächterin“ dargestellt, auch ihre persönliche Seite, Motivation und natürlich ihr Privat- und Liebesleben mit Michael macht einen Großteil ihrer Charakteristik aus. So wird aus der mörderischen KZ-Aufseherin auch eine liebende Frau mit gewissen Schwächen.
    Es erklärt in bestimmten Teilen ihr Verhalten, aber es ist m.E. keine Rechtfertigung geschweige denn Entschuldigung. Und ich halte ihren Freitod für die persönliche Einsicht in ihr inakzeptables, Menschenleben kostendes Verhalten während der Nazi-Zeit. Und auch als ein gewisses Schuldeingeständnis von Hanna Schmitz selber.

  12. Also an die oben genannte Stelle kann ich mich bei bestem Willen nicht erinnern und ich hab das Buch vorgestern zu Ende gelesen. Alles innerhalb von 2 Tagen.

    Deine Ansicht über ihren Tod ist sehr interessant. Wer hat noch Ideen?

  13. Nun ich versuche meine Ansichten, Philosophien und Gedanken über ihren Tod zu verfassen:
    1.)
    Hanna hat ihr Ziel erreicht: Sie wollte ihr Lebenlang, „gebildet“ sein. Also wollte sie immer Schreiben und Lesen können. Nun hat sie keinen Grund ihr Leben fortzusetzen. Sie hat sich alles bewiesen, was sie wollte.

    Das 2. schreib ich wen ich etwas mehr Zeit habe.

  14. S.111ff wird von Hannas Lieblingen und Michaels erster Interpretation dieser Vorleserinnen geschrieben. Auf den Seiten 126ff denkt Michael nochmal über die Vorleserinnen von Hanna nach und nennt die Entdeckung des Analphabetismus als Ursache für ihre Deportation durch Hanna Schmitz. Und dieser Interpretation kann ich mich nur anschließen, besonders auch wenn man ihr Schuldeingeständnis den Bericht geschrieben zu haben (S. 124) nicht vergisst.

    (Seitenzahlen nach Diogenes Taschenbuch, 1997)

  15. Zu deiner ersten Idee, die „Bildung“ erreicht zu haben: Die Gefändnisleiterin spricht davon, dass Hanna sich vor Jahren „aufgegeben“ hat (S.196). Warum hat sie sich dann noch nicht getötet?

  16. Weil meiner Meinung nach Hanna nach außen hin nichts gezeigt hatte. Hanna wollte meiner 1. Theorie nach erst einen gewissen Stand erreichen. Des weiteren hat sie sich immer in Topform gehalten. Das heißt sie war immer peinlichst sauber wie wir am Anfang lesen. Sie duschte immer usw. doch als sie ihr Ziel erreichte, sah sie keinen Grund mehr noch weitere Anstrengungen vorzunehmen. Das heißt sie dachte wie folgt: Wozu noch weiterhin auf mich achten? Ich habe alles Erreicht was ich wollte …

    Das sie sich aufgegeben hat führt mich zu meiner 2. Theorie:

    2.) Hanna wollte tiefe Trauer zeigen. Das heißt sie wollte vor allem den Opfern zeigen, das sie es bereute, was sie getan hatte. Jetzt muss man sich vor Augen halten, dass Hanna meist Judische Leute in den Tod getrieben hatte. Und wir wissen ja, das sie viel über KZ’s studierte. Was genau weiß man nicht. Doch vermutlich nicht nur die Taten, den 18 Jahre lang die Taten zu studieren wäre etwas komisch. Womöglich hat sie sich mit der Geschichte der Juden etwas beschäftigt. Und die Juden hatten ein Ritual: Bei einem Vergehen und dessen Bereuen hat man sich ausgezogen und über den Leib ein Sacktuch angezogen. Dies war ein Zeichen für Reue und Trauer. Der Stoff selber tat dem Körper weh und war sehr unangenehm. Heute könnte man den Stoff mit einem rauen Kartoffelsack vergleichen. Nun zurück zu Hanna: Hanna wollte zuerst mit ihrem 18-Jährigem Aufenthalt im Gefängniss zeigen, das sie sich so zusagen etwas unbequemes anzieht, den sie verlor einen Teil ihre Lebens. Das sah sie ein. Des weiteren sah sie auch, das der Tod ein leichter Weg war. Man tötet sich und was dan? Dan ist man weg. Doch die Leute in KZ’s haben gelitten. Und Hanna wollte damit auch den Leuten genüge tun, indem sie litt und nicht nach einer schnellen Lösung suchte. Doch das aller interessanteste ist, das sie all die Jahre, die sie in Gefangenschaft war, mit Würde verbracht hatte. Sie wurde sogar respektiert. Aber als der letzte Tag ihrer offiziellen Vergeltung da war, sah Hanna, dass sie es zwar nicht wiedergut gemacht hatte, denn sie konnte es nicht, aber sie hatte ihre Pflicht sozusagen erfüllt. Und jetzt wollte sie ihren Sacktuch weiter angezogen bechalten und wie ginge das wen sie in ihr normales Leben zurückkam? Gar nicht. Also entschied Hanna noch einen Schritt weiter zu gehen und das wertvollste aufzugeben und die auch noch freiwillig! Damit hat sie das größte Opfer erbracht. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch es erinnert mich stark an die Geschichte Christi. Er hat auch sein Leben geopfert und davor erst gelitten. Hanna wollte wie gesagt die volle Strafe absitzen.

    Ich weiß, das es etwas komisch geschrieben ist aber mir fällt sehr schwer, das was ich fühle, in Worte zu fassen. Ich hoffe ihr versteht mich.

  17. Und was ist mit den Briefen an Michael Berg? Das lässt zumindest ein gewisses Verlangen nach einem Leben außerhalb der Schuld vermuten …

    Als die Gefängnisdirektorin Michael Hannas Zelle zeigt, sieht er auch etwas von ihrer Literatur bzw. bekommt es gesagt. Darunter ist u.a. Hannah Arendt, wenn ich mich richtig erinnere. (Aber ich habe schon wieder mein Vorleser-Exemplar verlegt.) Eine Auseinandersetzung mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus hat Hanna Schmitz also sicherlich gemacht wie auch der Brief an die überlebende Tochter aus der Kirche deutlich macht.
    Einen Vergleich mit Jesus halte ich persönlich aber schon etwas gewagt. Denn ihr Leiden hat sie selber verursacht durch ihr Morden im KZ. Auch wenn es ein interessanter Aspekt ist.

  18. Das mit dem Vergleich ist zwar gewagt aber sie hat ihr Leiden selber provuziert, genau so wie christus, der durch die Aussagen, die die anderen kränkrten sich so unbeliebt gemacht hatte (bei den Pharisäern). Außerdem wollte er ja selber das er auf die Erde kommt. Also er stimmte dem zu

  19. Ich glaube nicht, dass Hanna ihr Leiden bewusst provoziert hat durch ihre „Arbeit“ im KZ. Dass sie an Konsequenzen dachte, wie sie später in dem Prozess deutlich wurden, halte ich für eine gewagte These.

  20. Das mit den Schützlingen auf Seite 126 bzw. 127 ist keine Feststellung. Hier spricht Michael all seine Vermutungen bzw. immer noch offenen Fragen aus. Somit steht nicht fest, ob Hanna die Schützlinge wegen dem Wissen nach Ausschwitz schickte oder weil sie so und so keinen anderen Weg hätten. Ich bleibe im angenehmen Glauben daran, das sie es nur gut gemeint habe und den Schwachen den letzten Monat erleichtern wollte.

    Als Beleg hierfür sehe ich einen Hinweis: Michael sagte sich selber während dem Prozess, Hanna solle sagen, sie wollte den Schützlingen den letzten Monat erleichtern. Das heißt, das jeder Schützling nur einen einzigen Monat bei ihr war. Danach wurde er getötet. Hier kann man davon ausgehen, das nicht jedes Kind so klug und erfinderisch ist, das es auf Hannas Problem kommen würde. Selbst ein erwachsener Mann musste erstmal selber viel durchmachen, bis er es begriffen hatte. Und Hanna hat anscheinend jeden Monat ein neues Kind bei sich. Da nicht all die Kinder innerhalb dieser Zeit Hannas Schwäche herausfinden konnten, und diejenigen, die in KZ’s waren kaum noch eine Chance hatten, kann man schlussfolgern, dass Hanna ihnen nur den letzten Monat erleichtern wollte.

  21. Ich halte Michaels Gedanken für die Beschreibung der wahren Begebenheit, die nur durch den Verzicht auf eine Passage eines allwissenden Erzählers von Michael selber zusammengefasst wird.

  22. Hey,

    vielen Dank, dass du dieses Urteil veröffentlicht hast! Wir hatten in der Schule eine ähnliche Aufgabe als Staatsanwälte und konnten uns durch deinen Artikel wesentlich besser durch das Plädoyer leiten. Hast uns also echt gerettet!!

    Vielen Dank!!!!

    LG, die Staatsanwältinnen

  23. hey,
    ich muss auch für den deutsch unterricht ein urteil schreiben und konnte mir bei dir gute ideen für den aufbau holen…..DANKE!!!!!
    aber in einer sache muss ich dir gad widersprechen. du schreibst in deinem urteil, dass sie ihren analphabetismus verbergen und deshalb die vorleserinnen hat umbringen lassen…aber das gericht weiß doch gar nicht da sie analphabetin ist. ansonsten hätte sie auch nicht wegen des schreiben des berichtes angeklagt/ verurteilt werden.
    ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren 😀
    aber ansonsten wirklich ein gelungenes urteil

  24. Stimmt, es ist nicht das Urteil des Gerichtes im Vorleser-Buch. Sondern es ist meines aus der Perspektive eines allwissenden Lesers.

  25. okay dann habe ich natürlich nichts gesagt….
    meines ist zwar aus der sicht des gercihtes im buch aber trotzdem ist dein urteil sehr hilfreich….
    du könntest mir nicht zufällig sagen was du für eine note dafür bekommen hast? das würde mich echt ma interessieren

  26. Öhm, das ist schon etwas sehr lange her; ich weiß es nicht mehr. Aber als ich den Vorleser ein zweites Mal las, erinnerte ich mich wieder und fand das Urteil glücklicherweise wieder.

  27. Hanna oder Hanne war immer ein deutscher Name, besonders im regional geprägten, wie in Heidelberg, aber auch im Nieder- ode Norddeuschen; ntürlich als Kurzform von Johanna, also absolut katholisch, wie das im „Deutschen Reich“ stark prägend war (stärker als das Protestantische).

    Jüdisch heißt es „Hanah“.

  28. Hey,

    Danke für das gute Beispiel für ein gelungenes Plädoyer zum Buch der Vorleser, hast mir echt geholfen !

    Allerdings ist eine Sache in deinem Text inhaltlich nicht ganz korrekt nach meiner Auffassung. Hanna hat nicht ihre Machtposition ausgenutzt um die Juden, die hinter ihr Geheimnis kamen, zu ermorden. Im Gegenteil, viel mehr schützte sie die schwachen und hilflosen Juden und versuchte ihnen die letzte Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten, nach Angaben eines Ex-KZ Sträflings. S.(111-112)

    MfG

  29. Die Frage, ob Hanna schuldig ist oder nicht, ist genauso komplex wie die Frankfurter-Gerichtsprozesse.
    Man sollte vor einem überschnellten Urteil daran denken, dass Hanna nur am Anfang der Kette stand und dass man nicht den Hass, der den Verantwortlichen der Schutzstaffel der NSDAP (SS) sowie den Nazi-Regime-Anhängern gitl, auf Hanna projeziert. Wenn man folgende Punkte beachtet, sie sieht die Sache anders aus:

    Hanna wurde in die Nachkriegszeit geboren (1922)

    Hanna ist Analphabetin

    Hanna ist aus der Not zur SS gegangen, die durch Propagande gefördert & gelobt wurde. Die SS war eine
    große Organisation mit ca. 1 Mio Mitglieder. Darunter
    unzählige Firmen, Ämter und Unternehmen. Es war bei Berücksichtigung der zeitlichen Verhältnisse, etwas völlig normales, einer staatlichen Organisation beizutreten.

    Hanna ist nicht gebildet und 21 Jahre jung, als die
    der SS beitritt.

    Hanna war eine einfache Aufseherin, die nur für Ordnung sorgen musste. Juden wurden in Ungarn, in Österreich, in Frankreich und in Polen verfolgt.
    Hannas Selektionen wurden früher nicht Selektionen,
    sondern „Rampendienst“ genannt. Für Aufseher, war es
    eine völlig normale Arbeit, für Ordnung zu sorgen.

    Die SS konnte frei gewerteten Verrat und Befehlsverweigerung bestrafen. Dies geschah
    selbst schon bei einem Verdacht. Menschen
    die von der SS verdächtigt worden sind, wurden gnadenlos erschossen und exekutiert. Hanna konnte nachdem sie durch Zufall in die SS reingerutscht ist,
    nicht mehr umkehren.

    Des Weiteren kann man sie nicht für den TOD der Selektierten verantwortlich machen. SIE HAT keinen
    Menschen getötet, sondern lediglich dem Staat gedient.

    Hanna ist nur 15 Monate bei der SS geblieben.

    Hanna hat in der Zeit wie im Gefängnis Schwächeren geholfen und wollte diesen wieder einen Lebensinhalt geben.

    Die SS hat bei Großunternehmen wie Siemens & CO
    mit Absicht um Frauen für den WACHDIENST geworben.
    Dies kommt einer heutigen Stellenausschreibung gleich.
    Hanna konnte nicht ahnen, was passiert.

    HANNA konnte keine Berichte und Zeitungen bzw. Flugblätter verstehen.

    ES gibt so viel, was bei euren überschnellten Urteilen nicht bedacht wurde

    Hanna verzichtet auf einen Anwalt, bzw, organisiert sich keinen, weil sie keine Schuld bei sich sieht.
    Sie glaubt, es sei alles richtig gewesen, was sie getan hat.

    Hanna hätte fliehen können. Tut es aber nicht.
    Warum? Weil sie glaubt, dass sie nicht bestraft wird.

    Hanna wurde aufgrund ihres Analphabetismus zum Sündebock gemacht, damit die 4 anderen Aufseher
    nicht lebenslang bekommen.

    Anklagepunkt Nr.1: NICHT SCHULDIG
    Anklagepunkt Nr.2: NICHT SCHULDIG aufgrund der bestialischen Vorgehensweise der SS und der Tatsache, dass Hanna die staatlichen Ziele der Nazis
    nicht hätte stoppen können.

  30. Verantwortung muss, und hat man zu übernehmen, wenn man im vollem Wissen und GEWISSEN, das Folgende (in Hanna’s Fall – der Mord an hunderten Menschen) bewusst in Kauf nimmt, und diese Tatsache nicht aufgrund von Geheimnissen, wie zu Beispiel Geheimnisse aus Scham, verbirgt. Hanna würde heute noch leben, und hätte niemals ein Geständnis unterzeichnet, dass wie dargestellt, eine Lüge offenlegt.

  31. Vielen, vielen Dank für den Artikel. Er hat mir bei meiner Urteilsbegründung sehr geholfen. (Ich brauchte nur ein paar Ideen, denn sie soll wesentlich Umfangreicher werden)

  32. Hi Jan
    Habe ich der film gesehen und bin auch gleisch meinung wie du.
    In dieses Welt passiert immer noch der die kleiner r als sunderbock für die Grossen Vorückten die alles anschtifften.

  33. Guten Morgen,

    ich finde, bei eurer Diskussion über Hannahs Freitod habt ihr die Gefühle, die sie auch immernoch für Michael nach all den Jahren hegt völlig außer Acht gelassen, wobei ich denke, dass auch diese eine große Rolle spielen. Michael besucht Hannah erst eine Woche vor ihrer Entlassung und ist im Buch sichtlich überrascht über ihr Erscheinungsbild. Ich denke, dass er dies in solch einer Situation sicherlich nicht verbergen konnte und Hannah seine Verwunderung über ihren schnellen Alterungsprozess in seinem Gesicht sehen konnte. Michael sieht nach 20 Jahren eine alte Frau- und vorallem eine, deren Vergangenheit einen großen Riß in dem anmutigen Bild, welches er von Hannah besitzt, hinterlassen hat. Er redet bei seinem Besuch auch nicht wie mit SEINER Hannah, sondern über die Organisation ihrer Freilassung, was mich ein wenig an ein Gespräch erinnert hat, welches ein herzloser Enkel mit seiner Großmutter führt, um ihr klar zu machen, dass sie ins Altersheim verfrachtet wird. Hannah hat während dieses Treffens ihr „Jungchen“ verloren. Diese Realisierung wurde 20 Jahre aufgeschoben, weil sie sich nie wieder von Angesicht zu Angesicht gesehen haben und das kann sie nicht verkraften. Warum also ein Leben ohne „ihren“ Michael, wenn sie ihn bis zum Ende ihrer Haft durch die Kassetten immer bei sich hatte? Ich denke, auch die emotionale Ebene zwischen Michael und Hannah nach dem Prozess darf bei diesem Diskussionspunkt in keinem Fall fehlen!

    Liebe Grüße
    Hannah

  34. @ Jan ihr Statement ist schwachsinnig und verharmlost die Taten der Deutschen zur Nazizeit.

    „Anklagepunkt Nr.2: NICHT SCHULDIG aufgrund der bestialischen Vorgehensweise der SS und der Tatsache, dass Hanna die staatlichen Ziele der Nazis
    nicht hätte stoppen können.“

    In der Nazizeit gab es 42 Attentatspläne auf Adolf Hitler. Unter anderem von einem Heidelberger Hilfsarbeiter einer Armaturenfabrik, namens Georg Elser. Ihr Kommentar vergisst, dass es genug aktiven und passiven Widerstand gegen die Nazis gab.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Widerstandsk%C3%A4mpfern_gegen_den_Nationalsozialismus

    ES GING ALSO DOCH, im Gegensatz zu dem was sie behaupten. Nur waren die Menschen zu feige, um die eventuellen Konsequenzen zu tragen. Hanna war aktives SS-Mitglied und hat beim Selektieren über Leben und Tod entschieden. Sie hat sich also zu einer gottgleichen Person erhoben und die Menschen im KZ zu Vieh degradiert. Hanna hat die Vorleserinnen aus purem Egoismus ausgewählt, um ihr krankhaftes Bedürfnis zur Kompensation ihrer Leseunfähigkeit, zu befriedigen. Sie stellen sie ja fast als einen Oscar Schindler dar. SCHULDIG.

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